Traumroute: Unser Roadtrip durch Norwegen #3

20. Dezember 2016 – Reiseziele – 7 Min. Lesezeit
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Im dritten Teil unseres Roadtrips durch Norwegen lassen wir die feinen Sandstrände der Lofoten hinter uns, um noch weiter nach Norden vorzudringen. Und irgendwann müssen wir doch das Lenkrad unseres CaraLofts noch ganz herumreißen, um wieder zurück nach Hause zu kommen.

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Herbstlich: Die Farben der Natur in ihrer ganzen Pracht!

Tag 15: Whale‐Watchers: Because it works!

Gestern sind wir vom Südzipfel der Lofoten in Richtung Norden aufgebrochen, auf die Andenes. Mit dabei: Das strahlend schöne Wetter, das den Herbst auf der Inselgruppe erst so richtig bunt macht. Blauer Himmel, gelbes Laub und dazwischen immer wieder saftig grüne Wiesen, so weit unser Auge auch reicht. Die Natur kommt hier besonders gut zur Geltung, mit wunderschön leuchtenden Farben und vielen Details, die es zu entdecken gibt.

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Einzigartig: Sonne und Wolken sorgen für fantastisches Licht.

Aber natürlich sind wir nicht nur der schönen Herbstfarben wegen einen ganzen Tag lang an die Nordküste gefahren: Von der Reisegruppe, die wir gestern getroffen haben, haben wir erfahren, dass jetzt eine besonders günstige Zeit sei, um vor der Küste Andenes auf Whale‐Watching‐Tour zu gehen. Auch wenn es immer ein bisschen Glück ist, ob man tatsächlich Wale sehen kann, wollen wir uns die Chance nicht entgehen lassen, einmal diese wundervollen Tiere live zu erleben.

Doch kaum sind wir da, schlägt das Wetter um: Sturm zieht auf und dichte graue Wolken schieben sich vor die Mittagssonne. Das Boot, mit dem wir in wenigen Minuten in See stechen werden, rollt so energisch über die Wellen, dass mir schon vom zusehen mulmig wird – Fährfahrt nichts dagegen.

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Rau: Die See meint es heute gar nicht gut mit mir.

Trotzdem trauen wir uns raus. Gerade bei dem Wetter sei die Wahrscheinlichkeit besonders hoch, einen Wal zu Gesicht – oder, in unserem Fall, vor die Linse zu bekommen – so der Kapitän. Und tatsächlich: Knapp eine Stunde, nach dem wir aus dem Hafen gelaufen sind, sehe ich in der Ferne die erste Schwanzflosse aus dem Wasser schnellen. Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Die schiere Größe der Wale, ihre eleganten Bewegungen, die brachiale Wucht, wenn die Flosse auf das Wasser schlägt – all das muss man vor Ort erlebt haben, um es spüren zu können.

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Erhaben: Die riesigen Wale sind wirklich beeindruckend schön anzusehen.

Und so ist es, trotz leichter Seekrankheit, jedes mal ein grandioser Augenblick, wenn ich eines der Tiere sehe. Irgendwie passt das Wetter jetzt auch wieder dazu. Den stürmischen Wind im Gesicht, über uns der graue Himmel, um uns die aufgewühlte See: Hätten wir jetzt noch das passende Ölzeug dabei, würde ich mich wie ein richtiger, rauer Seefahrer fühlen.

Aber ich gebe zu, an Land fühle ich mich dann doch wohler. Um so schöner ist es, als wir Nachmittags wieder ankommen, und ich im CaraLoft erst unter eine warme Dusche hüpfe und dann in trockene Klamotten schlüpfe. Es fühlt sich schon fast an, als wären wir hier zu Hause. Zu Hause im Unterwegs!

Unser Tag ist nach dem aufregenden Abenteuer auf hoher See aber noch längst nicht vorbei. Vollgepackt mit tollen Eindrücken machen wir uns auf den Weg auf die Halbinsel Senja, die den nördlichsten Punkt unserer Reise darstellen wird. Dort erwartet uns nochmal eine ganz besondere Landschaft. Aber schon auf dem Weg dahin entdecken wir ein paar eindrucksvolle Schönheiten, wie diesen traumhaften Spiegelsee, an dem wir einfach stehenbleiben, um uns den Sonnenuntergang anzusehen und die Nacht zu verbringen.

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Traumhaft: Der Sonnenuntergang spiegelt sich im glasklaren Wasser eines Sees.

Tag 16: Senja, we’re coming!

Wir sind am Ziel: Senja, die Halbinsel im Norden Norwegens bildet den vorläufigen Abschluss unserer Reise, weiter weg von Deutschland werden wir nicht mehr kommen. Noch einmal schnüren wir unsere Wanderschuhe, noch einmal wollen wir hoch hinaus: Auf Senja liegt ein beeindruckend schöner Gebirgszug, den man gut zu Fuß erkunden kann. Oder besser: könnte – würde man sich nicht auf dem Weg zum Gipfel ein bisschen verlaufen.

Kurz nach dem Frühstück brechen wir auf, der Himmel ist nur leicht bewölkt, immer wieder dringen die Sonnenstrahlen zu uns durch. Eigentlich ist heute der Weg unser Ziel, denn den Berg, den wir gerne erkunden wollen, wollen wir gar nicht erreichen. Er soll so imposant sein, dass man ihn am Besten aus der Ferne ansieht, um seine besondere Statur voll erfassen zu können. Schon auf den ersten Kilometern können wir erahnen, warum das so ist: die Landschaft ist einfach nur atemberaubend schön. Immer wieder blitzt zwischen den Felsen das Meer durch, immer wieder öffnet sich uns der Blick auf ferne Gipfel und tiefe Täler.

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Weitläufig: Das Panorama der Fjordlandschaften von oben.

Offenbar sind wir von der Schönheit der Umgebung aber so stark abgelenkt, dass wir gar nicht mehr auf den Weg achten. Schritt für Schritt marschieren wir vorwärts, immer weiter nach oben, immer auf der Jagd nach dem besten Blick.

Und dann ist er plötzlich da, dieser eine Gipfel, dieser eine Berg, den wir gerne vor die Linse bekommen hätten. Das Problem ist nur: er ist nicht vor uns, sondern untern uns! Ohne einen Blick auf die Karte sind wir genau darauf zu gewandert. Und nun, pünktlich zum Sonnenuntergang, müssen wir einsehen, dass das so nicht ganz geplant war. Für schlechte Stimmung ist es hier oben aber viel zu schön. Vor unseren Augen breitet sich der große Fjord kreisrund aus, aus dem leichter Nebel aufsteigt, der die untergehende Sonne in ein sanftes Rosé hüllt.

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Steil: Wenn der Berg plötzlich im Meer verschwindet.

Leider haben wir unser Zelt dieses mal nicht dabei, und so können wir nur wenige Minuten lang diesen Ausblick genießen. Es ist der sprichwörtliche Höhepunkt unserer Reise – und ein Augenblick, der alles in sich vereint, was wir in Norwegen erlebt haben. Licht, Landschaft, Luft: Alles wirkt einzigartig und wunderschön. Und so kehrt für einen Moment ein bisschen Wehmut ein. Aber ganz vorbei ist unsere Reise zum Glück noch nicht. Auch auf dem Rückweg warten noch ein paar tolle Highlights auf uns!

Tag 17: Time to say Goodbye!

Heute wird es Zeit, das Lenkrad einzuschlagen und zurück zu fahren. Aber als wüsste sie, dass wir noch einige eindrucksvolle Kilometer vor uns haben, strahlt die Morgensonne so kräftig vom blauen Himmel wie seit Tagen nicht mehr. Wir nutzen die Gelegenheit und verlagern unser Frühstück auf die „Terrasse“. Zwei Handgriffe, und schon stehen unsere Campingmöbel vor dem CaraLoft in der Sonne.

Nach dem langen Tag gestern sind wir froh, den Vormittag ganz entspannt und ruhig angehen lassen zu können. Wir besprechen die nächsten Routen, und was wir auf dem Nachhauseweg noch alles entdecken wollen.

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Sonnig: Frühstücken auf unserer „Privatterrasse“.

Es wird Mittag, bis wir schließlich aufbrechen. Wir haben uns entschlossen, heute und morgen erst einmal ordentlich Kilometer zu machen. Wenn wir gut vorwärts kommen, haben wir dann noch einen ganzen Tag Zeit, um uns die Landschaft rund um Oslo genauer anzusehen. Von der hatten wir zu Beginn unserer Tour nicht all zu viel gesehen.

Und so heißt es heute nur: Gurt festzurren, Gang einlegen und Gas geben. Es geht wieder Richtung Süden.

Tag 18: Have a Break

Ganz ohne Pause geht es einfach nicht: Gestern haben wir zwar tatsächlich einen fast unterbrechungsfreien Nachmittag auf der Straße verbracht – heute müssen wir aber einen größeren Zwischenstop einlegen. Denn auf dem Stellplatz, den wir uns für die Nacht ausgesucht haben, erwartet uns nicht nur die übliche norwegische Sauberkeit, sondern auch ein Panorama der Extraklasse: ein beeindruckend schöner Fjord reicht direkt bis an den Stellplatz, ringsum eingerahmt von Bergen, Wiesen und Wäldern, die in der Nachmittagssonne schimmern.

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Luxuriös: Unser „Hotel“ in bester Lage mit Meerblick

Ein paar hundert Meter entfernt befindet sich eine öffentliche Aussichtsplattform, die einen noch besseren Blick über den Fjord und die Landschaft ermöglicht. Ganz ruhig liegt das Meer vor uns. Wir lehnen uns an die Brüstung und lassen den Blick schweifen. Es ist herrlich hier, einen schöneren Platz könnten wir uns kaum aussuchen, um den Abend und die Nacht zu verbringen.

Morgen stehen noch einmal ein paar hundert Kilometer an, dann sind wir endlich in Oslo.

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Beeindruckend: der kilometerweite Blick über einen Fjord.

Tag 19: It’s the final Countdown

Auch auf den letzten Kilometern durch die Küstenlandschaft Norwegens ist die Sonne unser treuer Begleiter. So sind die Eindrücke, die wir in diesen Tagen gewinnen, ganz anders als die, die wir zu Beginn unserer Reise hatten: war vorher alles trüb, grau und nebelverhangen, erstrahlt die Landschaft jetzt in tausend tollen Herbstfarben. Es ist wirklich beeindruckend, wie vielfältig dieses Land sein kann – und wie wunderschön, ganz gleich ob bei Nebel oder Sonnenschein!

Apropos wunderschön: Auch heute vergeht kaum ein Kilometer, der uns nicht beeindruckt. Pause machen wir aber nur für einen ganz besonderen Spiegelsee, der wie gemalt vor einer markanten Bergkulisse liegt. Gerade diese kleinen Schönheiten, die zwischendurch immer wieder ganz unverhofft vor uns auftauchen, machen unsere Reise so außergewöhnlich. Und wir haben die Freiheit, jederzeit stehen zu bleiben und die Zeit zu genießen. Einmalig!

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Ruhig: Nicht eine Welle trübt die perfekte Illusion im Spiegelsee.

Tag 20: Back to Oslo

Da sind wir wieder. 1.500 Kilometer weiter südlich wirken die Hochebenen um Oslo so vertraut, als wären wir hier schon lange zu Gast. Tatsächlich waren wir die letzten Tage so flott unterwegs, dass wir den heutigen Tag noch einmal in vollen Zügen in der Natur genießen können. Und das Beste ist: das Wetter spielt mit! Die Sonne scheint und wir haben fast 20 Grad. Ein wunderschöner letzter Urlaubstag!

Schnell schlüpfen wir in unsere Wanderklamotten und machen uns auf den Weg. Ein paar Kilometer von hier soll es eine kleine Schlucht geben, die ein Schmelzwasserfluss in den felsigen Boden gegraben hat. Das ist unser Ziel! Schmale Wege führen uns durch schattige Wälder, über moosbewachsene Felsen und vorbei an saftigen Wiesen. So weit im Süden ist der Herbst noch ganz frisch, das Laub noch grüner als im Norden. Zwischendurch blicken aber auch hier schon die warmen Herbstfarben durch die Baumkronen und sorgen für eine tolle Stimmung.

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Steil: Der Weg auf die Hochebenen ist nicht immer ganz einfach.

Nach ein paar Stunden sind wir am Ziel. Ein paar Meter vor uns bahnt sich eine Schneise den Weg durch den Wald, darunter eine tiefe Furche im Felsen: der Schmelzwasserfluss hat ganze Arbeit geleistet. Wie ein Riss zieht sich sein Bett durch die Landschaft. Erst jetzt wird uns klar, dass wir das Rauschen des Flusses schon aus hunderten Metern Entfernung gehört haben. So nah dran wird er fast ohrenbetäubend laut.

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Ohrenbetäubend: Der Gletscherbach schießt ins Tal hinab.

Auf einem kleinen Felsen setzen wir uns in die Sonne und beobachten das Getöse unter uns. Eine ganz eigenartige Farbe hat das Wasser. Es ist Türkisblau, wie in der Karibik, und gleichzeitig so milchig, als hätte man lastwagenweise weiße Farbe hinein gekippt. Der Kontrast zu den herbstlichen Farben der Umgebung ist sensationell. Zum Glück habe ich meine Drone mitgebracht. Damit gelingen mir ein paar Luftaufnahmen, die dieses Farbenspiel eindrucksvoll zeigen.

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Faszinierend: Von oben wird die tolle Farbe des Wassers besonders deutlich.

Nach einer kurzen Pause gehen wir weiter und folgen dem Strom in Richtung Küste. Kilometerweit führt ein schmaler Weg nah am Fluss entlang. Langsam werden die Bäume weniger, die Gegend flacher, die Luft salziger. Wir nähern uns in großen Schritten dem Atlantik, der an steile Hügel und bemooste Felsen brandet.

Und hier, an dieser wundervollen Küste vor den Toren Oslos geht unsere Reise so zu Ende, wie sie begonnen hat: Wir blicken übers Meer, sehnsuchtsvoll, erwartungsfroh (und nur ein ganz kleines bisschen melancholisch). Vor uns ragen wieder die gleichen Berge aus dem Wasser, wie vor knapp drei Wochen, als wir mit der Fähre hier angekommen sind. Mit der Sonne im Gesicht blicken wir über das himmlisch blaue Wasser.

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Massiv: Die felsigen Berge bieten kaum Boden für Vegetation.

Wieviele Kilometer wir bis jetzt gefahren seien, möchte meine Freundin wissen. Ganz genau kann ich ihr das gar nicht sagen, aber es dürften an die 4.000 gewesen sein – und kein einziger davon war langweilig, unnütz oder gar hässlich. Es gab immer was zu entdecken, Zeit für unsere Ideen und ein Zuhause, das uns stets dabei begleitet hat. So viel Freiheit, wie in diesem Urlaub mit Wohnmobil, haben wir selten erlebt. Es war tatsächlich „unser“ Urlaub!

Danke WEINSBERG, für den sensationellen CaraLoft, unseren Fels in der Straßenbrandung, unser Wellnesshotel an der rauen Atlantikküste, unser Dach unter freiem Himmel. Danke Norwegen für deine Schönheit, deine Unberechenbarkeit und deinen Charme. Und danke an Euch fürs Lesen. Ich hoffe, unser Bericht und unsere Bilder haben Euch ein bisschen Lust aufs Reisen gemacht. Vielleicht sehen wir uns ja bei unserem nächsten Roadtrip, wenn wir wieder im WEINSBERG auf Tour gehen!

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Wunderschön: Ein letzter Blick zurück, dann geht es wieder nach Hause.

(Alle Bilder © David Herzig. Mehr Bilder von David findet Ihr auf Instagram)